In einer Schwammkopf-Folge fährt der Tintenfisch in einem aufgemotzten Auto herum und sagt: “Schaut mal: mein neues Muskelauto!” Das ist die wörtliche Übersetzung des englischen muscle car, und ich dachte, es müsse doch eine bessere Übersetzung geben. Aber ich fand keine.
Schaut man sich die Bilder von Muscle Cars an, denkt man an – wie gesagt – aufgemotzte Autos, wie sie auch auf unseren Straßen zu sehen sind: tiefergelegte BMWs mit Breitreifen und Heckspoiler zum Beispiel.
Der Schein trügt jedoch. Unter “Muscle Cars” versteht man im US-amerikanischen nämlich laut Wikipedia erstens nur Autos bestimmter amerikanischer Hersteller wie Chevrolet, Dodge oder Oldsmobile mit einem Acht-Zylinder-Motor, und zweitens sind sie bereits ab Werk so hergestellt, d.h. gar nicht nachträglich getunt.
Dieses Beispiel zeigt wieder einmal, dass Wortbedeutungen von der jeweiligen Kultur abhängen, und warum Übersetzen so schwierig ist. Der Sprachphilosoph Hilary Putnam veranschaulicht am Beispiel Katze, dass selbst vermeintlich “einfache” Wörter nicht immer Eins-zu-Eins übersetzbar sind, denn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen haben unterschiedliche prototypische Katzen vor Augen: Thailänder eine Siamkatze, Iraner eine Perserkatze, usw., so dass die Übersetzung des thailändischen miu (Mæw) mit Katze strenggenommen nicht korrekt ist.
Der Philosoph W.V.O. Quine hat daraus gefolgert, echtes Übersetzen sei unmöglich, es gebe nur unterschiedlich “brauchbare” Annäherungen.